Menschenfeind

als Musiktheater bearbeitet von Willi Händler und Eckart Kügele (Musik), Arrangements von Tobias Bartholmeß

Die Neubearbeitung

Im Hintergrund eine Dauerparty. Der Mainstream feiert sich. Im Vordergrund auf der Szene im Wechsel die Gäste und die Gastgeberin. Sie entziehen sich dem stereotypen Party-Rhythmus für jeweils kurze Zeit. 

Was hinten zugedröhnt wird, kann auf der Szene zu Wort kommen, im Dialog und mit zehn artikulierten Songs. Beziehungen und Konflikte werden sichtbar. Die glatt polierte Oberfläche der Gesellschaft zeigt Risse. Doch sie zeigt sich in ihrer Selbstgefälligkeit immun gegen jede Kritik, die ihr den Spaß verderben könnte. So lange alle dicht halten, funktioniert dieses System der einen Hand, die die andre wäscht, prima. 

Der radikal gradlinige Journalist Alceste stört dieses scheinbar harmonische Bild. Mit seiner spitzen Feder hat er gerade den gut vernetzten Senator zur Strecke gebracht, der sich rächt, indem er Alceste die Drogenfahndung auf den Hals hetzt. Der aber nimmt persönliche Nachteile lieber in Kauf als aufzugeben. Doch Alceste gerät mächtig ins Wanken, als er sich ausgerechnet in Célimène verliebt, die dem Glanz und der verführerischen Komplizenschaft der Partygesellschaft erlegen ist. 

Die Musik unterstreicht das, indem sie sich im rasanten Wechsel der Genres Klassik, Swing und Pop bedient. Skurrile Märsche, Ländler, Trommelwirbel schaffen varietéhafte Anklänge. Dabei werden auch nachdenkliche Töne angeschlagen. 

Molières „Misanthrope“ wird als gegenwärtiges Gesellschaftsbild lesbar, indem die Ereignisse neu bezeichnet werden und zeitgenössische Bezüge erhalten. Neu an unserer Fassung ist der Versuch, die Haltungen der Protagonisten sowie deren innere Vorgänge und Konflikte sowohl in eine aktuelle Sprache als auch in Songs zu übersetzen. Die Bearbeitung ist kein Musical im engeren Sinn, aber ein musikalisches Konversationsstück. 

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Molières Menschenfeind

Die Autoren

Willi Händler 
studierte in Wien und Köln Theaterwissenschaft und Germanistik. Als Dramaturg und Regisseur über 20 Jahre in Österreich, der Schweiz und in Deutschland u.a. an den Theatern in Wuppertal, Bremen, Kassel, Karlsruhe, Ruhrfestspiele Recklinghausen, Neumarkt Zürich tätig, mit Übersetzungen und Bearbeitungen. 

Eckart Kügele 
studierte in Marburg Germanistik und Politologie. Er befasste sich intensiv mit der dramatischen Umsetzung von literarischen Vorlagen. Sein Interesse galt dabei insbesondere dem Musiktheater. 2009 stellte er sein Musical „Ikarus“ in einer konzertanten Aufführung vor. Das Musical „Das kalte Herz“ nach dem Märchen von Wilhelm Hauff folgte 2012. Die Bearbeitung zum „Der Menschenfeind“ ist sein drittes musikdramatisches Werk. 

Tobias Bartholmeß 
studierte an der Universität der Künste Berlin Tonmeister. Er ist Lehrbeauftragter für Korrepetition im Studiengang Musical/Show an der UdK Berlin sowie an der Schauspielschule Charlottenburg. Als musikalischer Leiter bzw. Assistent betreut er zahlreiche Theaterproduktionen, so an der Neuköllner Oper, dem Schlossparktheater, Pomp Duck & Circumstance, Historischer Hafen Berlin, Berliner Kriminaltheater, Kabarett Kneifzange. Als Pianist, Keyboarder und Arrangeur arbeitet er freischaffend in Berlin. Mit Eckart Kügele arbeitet Tobias Bartholmeß zum dritten Mal an einer zeitgemäßen Umsetzung bekannter literarischer Stoffe. 

Die Songs im Kontext der Handlung

Ach hör´ auf! (1. Akt)

Die Spaßgesellschaft feiert bei Célimène. Alceste, Herausgeber einer kritischen Kulturzeitschrift, ist nur seiner Freundin zuliebe da. Ein Vorfall mit seinem Freund Philinte lässt ihn äußerst erregt das Etablissement verlassen. Philinte folgt ihm.

Verrückt nach Célimène (1. Akt)

Alceste gesteht gegenüber Philinte ein, dass seine Liebe zu Célimène sehr irrational ist, aber er sei ihr verfallen. Doch er glaubt, sie aus diesem „Tingeltangel-Sumpf“ befreien zu können.

Scène des Portrait (2. Akt)

Acaste, Clitandre und Célimène ziehen lästernd über ihre „Freunde“ her. Philinte und Eliante sind zwar mit von der Partie, doch grenzen sich auch von allzu groben Bosheiten ab. Alceste wohnt dem fassungslos bei.

So ist die Liebe (nicht) (2. Akt)

Während Alceste die Ansicht vertritt, dass Liebe rücksichtslose Offenheit voraussetzt, man der Partnerin alles sagen muss, auch wenn das sie verletzen würde, stellt Eliante fest: „So ist die Liebe nicht beschaffen.“ Verliebte sollten die Schwächen des anderen als liebenswert betrachten.

Man hat dich beleidigt (3. Akt)

Zwei Freundinnen, Arsinoé und Célimène, liefern sich eine Schlammschlacht. Sie beteuern gegenseitige Freundschaft und versichern, nur das Beste für einander zu hegen. Dabei hauen sie sich die gröbsten Gemeinheiten um die Ohren.

Notenmaterial (Download)

Zwei Beispiele aus der Partitur.
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