über mich

Ein rotes Akkordeon

Ich wurde in Glauchau geboren. Der Ort liegt in Sachsen und lag somit damals in der DDR. In meiner Zeit als Kleinkind, an die ich keine Erinnerung habe, fiel ich dadurch auf, dass ich oft fröhlich vor mich hin trällerte. Insbesondere am Abend, wenn ich im Bett lag, soll ich bis zum Einschlafen stets aus voller Kehle Kinderlieder und frei Erfundenes geschmettert haben. Das erzählten mir später meine Eltern. Zu meinem sechsten Geburtstag bekam ich ein dunkelrot-schwarz geflammtes Akkordeon geschenkt, ein – aus damaliger Sicht – riesiges Ding. Wenn ich es zum Spielen auf dem Schoß hatte, konnte ich gerade so über die Oberkante hinweg aufs Notenblatt sehen. Mit Begeisterung nahm ich Musikunterricht. Neben den üblichen Anfängerübungen entwickelte ich eigene kleine Melodien auf dem Instrument. 1960 verließen meine Eltern mit uns drei Kindern die DDR. Damals war das keine ungefährliche Sache und wurde als Republikflucht mit Gefängnis bestraft, wenn man erwischt wurde. Es ging alles gut und meine Familie ließ sich in Hessen nieder.

 

Stete Übung macht den Meister

Meine Eltern fingen im Westen praktisch von Null an, weil wir bei unserer Flucht alles, aber auch alles, im Osten hatten zurücklassen müssen, so auch mein geliebtes Akkordeon. Für die Anschaffung eines neuen Instruments war kein Geld da. Ich gab jüngeren Schülern Nachhilfeunterricht und kaufte mir von dem so verdienten Geld ein Klavier. Der Klavierunterricht und die Übungen langweilten mich bald. Lieber spielte ich meine eigenen Kompositionen, die immer komplexer wurden. So zwischen Tschaikowskis Pathos und Gershwins Beschwingtheit. In jugendlicher Selbstüberschätzung kam ich mir ziemlich genial vor. Der Focus auf die eigenen Stücke ließ das gründliche Studium der Grundlagen des Klavierspiels in den Hintergrund treten. Leider. Ein Meister wurde ich in dieser Hinsicht wahrlich NICHT! Aber ich notierte meine musikalischen Einfälle auf Notenpapier. Meine ersten Kontakte zu Musikverlagen, die meinen Genius offenbar nicht erkannten, war ernüchternd.

 

Kunst und Politik

Von 1970 an studierte ich in Marburg Germanistik, Theaterwissenschaften und Politik. Literatur, Musik und Kunst wurden im gesellschaftspolitischen Kontext betrachtet. Die Wechselwirkung, die zwischen Kunst und Politik besteht, und die Auswirkungen auf künstlerische Schaffensprozesse faszinierten mich. Mein besonderes Interesse galt der musikalischen Umsetzung literarischer Dramenvorlagen in Musik. Also zum Beispiel Friedrich Schillers Dramen in Guiseppe Verdis Opern. Nach dem Staatsexamen ging ich nach England, um an einer Hochschule in Sheffield im Fachbereich „European Studies“ das Fach „Deutsche Sprache und Kultur“ zu unterrichten. 

 

Lehrtätigkeit und musikalische Ideen

1977 ging ich nach Westberlin und legte zwei Jahre später das zweite Staatsexamen für das Lehramt ab. Während meiner Tätigkeit als Lehrer produzierte und veröffentlichte ich nebenbei in Zusammenarbeit mit verschiedenen Musikern der Berliner Szene die aus mir heraus sprudelnden musikalischen Ideen. In diese Zeit fällt auch eine Begegnung mit einem namhaften Musikproduzenten, der mich fragte, ob mir eigentlich bewusst sei, dass ich über ein bemerkenswertes Talent verfüge, Melodien zu erfinden. Tatsächlich hatte ich mir darüber nie Gedanken gemacht. Dass Melodien aus heiterem Himmel in meinem Kopf entstehen, hatte ich bis dahin für nichts Besonderes gehalten. Von nun an nahm ich mich in diesem Punkt selbst ernster. Und ich wurde zielorientierter. Im Rückgriff auf mein Studium an der Universität nahm mir vor, eine Erzählung in ein musikalisches Drama umzusetzen.

 

Gesellschaft, Individuum und Musical

Das gedankliche Fundament für alle meine Musicals besteht in einer gesellschaftskritischen Betrachtung unserer Welt. Warum sind nicht alle Menschen gleich, obwohl das in unserer Verfassung steht? Was ist im Leben erstrebenswert? Reichtum, Freiheit, Familie, Ehe, Zerstreuung, Lebenslust? Was versteht man unter einem gelungenen Leben? Welche Kräfte und Widerstände stehen dem entgegen? Solche und ähnliche allgemeine Fragen werden auf der ersten Handlungsebene meiner Musicals behandelt. Auf einer zweiten Ebene steht vor allem eine Liebesgeschichte. Denn wenn Menschen der Liebe begegnen, erzeugt das in ihnen oft Ausnahmezustände, der innere Kompass ändert sich, Kräfte werden freigesetzt, Wertvorstellungen neu geordnet. Die Spannungs- und Reibepunkte im Musical entstehen dort, wo sich gesellschaftlich allgemeine Fragen und das individuell Besondere einer Liebe kreuzen.

 

Meine Musicals

Unter diesem Vorzeichen verfasste ich zusammen mit dem Dramaturgen und Regisseur Willi Händler sowie dem Schriftsteller Jörg Sader den Plot und das Textbuch zum Musical IKARUS. In dieser Zeit wurde der Grundstein für die bis heute andauernde Zusammenarbeit mit dem Pianisten und Tonmeister Tobias Bartholmeß gelegt. Dieses Zusammentreffen kann insofern als Glücksfall gelten, als Tobias sich feinfühlig auf meine musikalischen Ideen einlässt und in enger Kooperation zu differenzierten Arrangements verarbeitet. Das, was mir an technischer Praxis und musiktheoretischen Wissen fehlt, kompensiert Tobias bravourös. Dabei bringt er seine reichhaltige Erfahrung als Korrepetitor am Studiengang „Musical und Show“ an der UdK Berlin ein. Auf diese Weise entstanden drei weitere Musicals. 

Nach Ikarus widmete ich mich der Bearbeitung von Wilhelm Hauffs Märchen „Das kalte Herz“, gefolgt vom Klassiker „Der Menschenfeind“ von Molière als musikalische Komödie (mit Willi Händler) und schließlich das Musical „Deine Welt“, dessen Textbuch ich zusammen mit dem Politik-Journalisten Marc Thörner verfasste.

 

Für alle Musicals wurden im Spandauer Tonstudio „Traumton“ Demoaufnahmen angefertigt, die im Netz angehört werden können. 

 

Meine Songs

Neben der Produktion der Musicals habe ich zahlreiche Einzeltitel verfasst, die ich in nächster Zukunft unter dem Titel „Meine Songs“ produzieren und veröffentlichen werde.

 

 

Eckart Kügele, Dezember 2022

 

Deine Welt
Menschenfeind
Das klare Herz
Ikarus
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