Das kalte Herz

Nach dem Märchen von Wilhelm Hauff
Musical von Eckart Kügele (Text und Musik) und Tobias Bartholmeß (Arrangement)

Eine Geschichte von Liebe und Herzlosigkeit

Geld übt auf Peter Munk eine faszinierende Wirkung aus. Bewundernd schaut er auf die reichen Männer seines Dorfes, die sich alles leisten und höchstes Ansehen genießen. Alles würde Peter geben, wenn er so wäre wie sie. Denn er fühlt sich wertlos, weil er arm ist. Und er fürchtet, dass Lisa, seine Freundin, sich deshalb von ihm abwenden könnte. 

Das Blatt wendet sich abrupt. Denn Schatzhauser, ein guter Geist, ist sein Pate. Als Sonntagskind hat Peter bei ihm drei Wünsche frei. Doch Peters Wünsche sind kurzsichtig. Zwar hat er nun viel Geld, das er in großem Stil ausgibt. Er genießt die plötzliche Aufmerksamkeit der Leute, sogar den Tanzbodenkönig besiegt er im Tanzduell. Aber Lisa beobachtet skeptisch, wie das Geld Peter verändert. Er verliert jedes Augenmaß und steht bald mit einem Berg Schulden da. 

In seiner Not verkauft er nun sein Herz an den Holländer-Michel. Der setzt ihm stattdessen einen Stein in die Brust. Die kalte Logik des Geldes nimmt nun von Peter Besitz. Sein Kontostand wächst rasant mit der Geschwindigkeit, mit der er skrupellos andere Menschen ins Unglück stürzt. In seiner Maßlosigkeit ermordet er sogar seine Frau. 

Hauffs Märchen ist so aktuell, weil es zeigt, wie die Jagd nach fragwürdigen Wünschen den Menschen haltlos macht. Die Gier nach Geld beschleunigt das Abrutschen in die Katastrophe. – Doch es zeigt auch, wie man ein verlorenes Herz zurückgewinnen kann. 

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Das kalte Herz
Die Autoren

Eckart Kügele (Musik und Text) 
studierte an der Philipps-Universität in Marburg Germanistik und Politologie (Staatsexamen). Er befasste sich intensiv mit der dramatischen Umsetzung von literarischen Vorlagen. Sein Interesse gilt dabei insbesondere dem Musiktheater. Das Musical „Das kalte Herz“ nach dem Märchen von Wilhelm Hauff ist sein zweites musikdramatisches Werk. 

Tobias Bartholmeß (Arrangement) 
studierte an der Universität der Künste Berlin und schloss seine Ausbildung als Diplom Tonmeister ab. Neben seinem Lehrauftrag als Korrepetitor im Studiengang Musical/Show an der UdK Berlin sowie an der Schauspielschule Charlottenburg betreut er zahlreiche Produktionen als musikalischer Leiter, als Pianist und Keyboarder, so an der Neuköllner Oper, dem Schlossparktheater, dem Theater des Westens, dem Berliner Kriminaltheater u.a. Mit Eckart Kügele arbeitet Tobias Bartholmeß mit der Musicalfassung des Märchens „Das kalte Herz“ zum zweiten Mal an einer zeitgemäßen Umsetzung bekannter literarischer Stoffe.

Die Songs im Kontext der Handlung

Handlung des Musicals – Die Geschichte von Lisa und Peter

Etwa um 1800: Für die Glasbläser, Uhrmacher und Holzherren ist Rotterdam zum Inbegriff für Fort­schritt und Reichtum geworden. Insbesondere Schwarzwaldtannen sind bei holländischen Schiffs­bauern sehr begehrt. Ihre Teilhabe am Handel feiern die Bewohner eines abgelegenen Schwarzwalddorfes bei ihrem alljährlichen Fest. Ihre Zuversicht in die Zukunft und Fortschrittsgläubigkeit kommen zum Ausdruck. (Song 1: Rot­terdam). – Peter Munk allerdings, ein armer Köhlerjunge, fühlt sich davon völlig abgehängt. Er hält sich für den großen Verlierer. Er befürchtet, dass sich Lisa, seine große Liebe, vom Reichtum des Tanzboden­königs verführen lässt (Song 2: Ich lieb´ dich). Zumal Peter sieht, dass die reichen Männer des Dorfes zwar wegen ihres Geizes verhasst sind, auf der anderen Seite aber auch höchstes Ansehen genießen. (Song 3: Wir haben Geld).

Peters Mutter erzählt von Schatzhauser, einem Waldgeist, der Sonntags­­kin­­dern zu Wohlstand verhilft (Song 4: Peters Wünsche). Peter, selbst ein Sonntagskind, wittert seine Chance, aus dem perspektivlosen Trott seines Köhlerdaseins auszubrechen.

In einem Gasthaus erzählen ihm die Flößer vom Holländer-Michel, der es zu großem Reichtum brachte, indem er die Holzherren um ihre Einnahmen prellte. Peter grenzt sich davon strikt ab. Als Sonntagskind mit Schatzhauser im Hintergrund habe er solche Betrügereien nicht nötig. Die Flößer, die Holländer-Michel wie einen Helden feiern, empfinden Peters Auftreten als Provokation. Ehe der Konflikt eskaliert, greift die Wirtin ein, indem sie den Flößern einen Spiegel vorhält: Der Handel mit Rotterdam hat sie gierig und skru­pellos gemacht (Song 5: In Holland gibt´s Gold).

Schatzhauser stellt sich quasi als „Anlagenberater“ vor. Ihm gehe darum, das Vermögen herauszukitzeln, das in jedem Menschen selbst steckt, damit er dann etwas aus sich macht. (Song 6: Ensemble: Schatzhauser). In diesem Sinne erwartet er Peter.

Der begegnet auf dem Weg zu Schatzhauser dem Holländer-Michel, der ihm viel Geld verspricht, wenn er sich ihm anschließt. Schatzhauser kommt hinzu, und nun werben bei­­de um Peter (Song 7: Es ist so einfach). Peter entscheidet sich für Schatzhauser, worauf Holländer Michel voller Wut seinen Zauberprügel auf ihn schleudert. Als Peter den Angriff abwehren will, verwandelt sich der Prügel in eine Schlange. Schatzhauser rettet Peter aus der Gefahr und gewährt ihm als Sonntagskind drei Wünsche. Er ermahnt ihn aber, vernünftig auszuwählen.

Als Erstes wünscht sich Peter, den Tanzbodenkönig im Tanz zu besiegen und immer so viel Geld in der Tasche zu haben wie der reiche Ezechiel. Schatzhauser ist entsetzt über derartig dumme Wünsche, doch er muss sie Peter erfüllen. Als Zweites wünscht er sich eine Glashütte. Auch diesen Wunsch erfüllt Schatzhauer, den dritten darf er mit dem Verweis auf die Fragwürdigkeit der Wünsche verweigern.

Tatsächlich besiegt Peter den Tanzbodenkönig im Tanzduell (Song 8). Lisa freut sich mit Peter, doch sie verfolgt sein Imponiergehabe zunehmend skeptisch. Peter muss er­ken­nen, dass er bei Lisa so nicht landen kann und vermutet dahinter eine Intrige Schatzhausers. Unter wüsten Be­schimpfungen fordert Peter die Erfüllung des dritten Wunsches. Als er Schatz­hauser packen will, verwandelt der sich in glühendes Glas und Peter verbrennt sich die Finger (Song 9: Pass auf!).

Als Ezechiel beim Kartenspiel seine gesamte Barschaft an Peter verliert, erfüllt sich ein weiterer Wunsch. Denn nun, da Ezechiel kein Geld mehr in der Tasche hat, hat auch Peter keins mehr. Nicht einmal seine Zeche kann er bezahlen und er wird als Betrüger aus dem Gast­haus geworfen (Song 10: Rauswurf). Holländer-Michel erwartet ihn dort schon: „Na, kommen wir jetzt ins Geschäft?“

– Pause –

Holländer-Michel hat schon vielen zu Reichtum ver­holfen, indem er ihnen ihr Herz abgekauft hat. Die bewahrt er wie Trophäen in einem großen Schrank auf. Jetzt, da Holländer-Michel nicht zu Hause ist, wagen sich die Herzen aus dem Schrank heraus. Deprimiert bejammern sie zunächst ihr Schick­­­sal. Doch mischt sich in die Klage zunehmend trotziger Widerstand: „Was uns verloren ging, woll´n wir uns wiederhol´n, wir rufen herz­haft auf zur Re­bel­lion.“ (Song 11: Verletzte Herzen) Als sich Holländer-Michel und Peter nähern, ziehen sie sich in den Schrank zurück. Er zeigt Peter seine Herzenssammlung. In ihr erkennt Peter die Herzen vie­ler reicher Männer aus der Umgebung und willigt ein, für 100.000 Taler auch seins her­zu­geben. Holländer-Michel setzt Peter dafür ein Herz aus Stein in die Brust und feiert mit zynischem Spott den neuerlichen Triumph seiner Verführungskunst über die Menschen (Song 12: Kaltes Herz).

Peter hat mit seinem Herzen auch jegliches Gefühl verloren, er erkaltet seelisch und kann sich über nichts mehr freuen. Das Anhäu­fen von Reichtum, den er gegen jeden verteidigt, gilt ihm als einziger Lebenssinn (Song 13: Alle wollen nur mein Geld).

Dem geschäftsschädigenden Ruf, ein eiskalter und skrupelloser Wucherer zu sein, möchte er mit der Verbindung zu Lisa begegnen, die sich aber längst abgewendet hat. Mittels einer Intrige zwingt Peter sie zur Hoch­zeit und über­häuft sie mit Schmuck und Edel­stei­nen. Lisas Glanz soll auf ihn abstrahlen, damit er umso scham­lo­ser seine Ge­schäfte betreiben kann: „Bezauberndes Wesen, verführerisch frisch, je stär­ker sie auf­fällt, desto mehr fällt auf mich.“ (Song 14: Der Ring) Das Fest eskaliert im Streit, als Peter Lisas Vater hinauswirft.

Lisa sieht sich nach der Heirat einem kaltherzigen Menschen gegenüber, zugleich erinnert sie sich aber daran, wie sie beide sich einmal liebten. Deshalb ist sie davon überzeugt, dass Peter in seinem tiefen Inneren ein gutes Herz habe. Mit seiner Härte wolle er sie nur auf die Probe stellen. (Song 16: Lisas Rechtfertigung). Als sie jedoch einem alten Mann aus Mitgefühl Brot und Wein anbietet, empfindet das Peter als un­er­hörte Ver­geudung seines Besitzes und erschlägt sie (Song 17: Mord). Der alte Mann entpuppt sich als Schatzhauser, der Peter zu vernichten droht, wenn er nicht umgehend den Weg zu Umkehr und Reue findet. Ohne Herz ist Reue allerdings unmöglich (Song 18: Schaff dir ein wärmeres Herz an).

Peter steht unter Druck. Er erinnert sich an die Zeit, in der er noch sein Herz besaß und ihm wird bewusst, dass die Rech­nung mit Holländer-Michel nicht aufgegangen ist. In ihm kommen Zweifel im Hinblick auf seine herzlose Lebensführung auf. Er sucht Rat bei Ezechiel, der ebenfalls einen Stein in der Brust trägt. Doch dessen Ansichten (Song 19: Schwankende Böden) verstärken nur Peters Zweifel.

Daher bittet er Schatz­hauser, den dritten Wunsch zu erfüllen: näm­lich ihm wieder zu seinem Herzen zu verhelfen. In diesem Punkt ist Schatzhauser allerdings macht­los, das müsse Peter selbst bewerkstelligen und rät ihm zu einer List. Den Ratschlag befolgend, kann Peter Holländer-Michel dazu bewegen, ihm für einen Moment sein echtes Herz wieder einzusetzen. Als ihn daraufhin wieder Gefühle durchströmen, empfindet er Freude und Kummer: „Wie konnte ich dich so verletzen, ich hab´ geglaubt, ich brauch dich nicht“ (Song 20: Hör´ auf dein Herz). Als Holländer-Michel das Herz zurückverlangt, gelingt Peter mit Hilfe der anderen Her­zen die Flucht (Song Reprise: Verletzte Herzen).

Mit der Fähigkeit zu fühlen, wird sich Peter auch all seiner Untaten bewusst. Völlig verzweifelt über sein verfehltes Leben bittet er Schatzhauser, ihn zu töten. Doch weil Peter nunmehr echte Reue zeigt, bekommt er eine zweite Chance: Lisa und Peters Mutter erscheinen, und auch sie vergeben ihm. Der An­fang zu einem neuen, glücklichen Leben ist gemacht (Song 21: Mach einen Anfang).

Rotterdam: Der Song im Kontext des Musicals

Rotterdam ist für die einen Inbegriff des Sittenverfalls, für die anderen Verheißung von Wohlstand und Fortschritt. Seitdem die Schwarzwälder Holzherren die mächtigen Tannen, einen begehrten Rohstoff, bis nach Rotterdam flößen, sorgt das für hohe Profite und beim alljährlichen Dorffest für ausgelassene Stimmung.

Das letzte Jahr war gut.
Wir wachsen mit der Welt.
Zuviel ist nicht genug,
Darauf ´n großen Schluck.

Nur der junge Peter Munk ist deprimiert über sein einsames und eintöniges Dasein als Köhler. Seine Liebe zu Lisa, die er auf dem Fest trifft, ist sein einziger Hoffnungsschimmer. Für einen Moment lässt sich Peter von der allgemeinen Euphorie mitreißen.

Nichts kann uns zügeln,
Auch Widerstände
Soll´n uns beflügeln,
Rotterdam.
Nichts für Mimosen,
Nichts ausgeschlossen,
Wir rauschen durch nach
Rottototot, Rotterdam.

Ich lieb' dich: Der Song im Kontext des Musicals

Auch der wohlhabende Tanzbodenkönig macht Lisa den Hof. Sie weist ihn zwar ab, will ihn aber auch nicht ganz verprellen, denn er ist ein sehr guter Gast im Wirtshaus ihres Vaters.

Beide: Ob du mit mir spielst,
Lisa: Ich weiß es nicht.
Beide: Ob du etwas fühlst,
Tanzbodenkönig: Zweifelst du daran?
Beide: Ob du mir gefällst,
Tanzbodenkönig: Keine Frage für mich!
Beide: Wofür du mich hältst,
Lisa: Das frag ich dich!
Ob du mich liebst,
Tanzbodenkönig: Ich lieb´ dich!
Lisa: Ob du mich wirklich liebst?
Tanzbodenkönig: Ich lieb´ dich!
Lisa: Da deckt sich deine Sicht
Mit meiner nicht.
Beide: Glaubst du denn ein Lächeln
reicht bei mir schon aus?
Mir geht´s nicht um harmlosen Spaß.
Ich will auf etwas ganz and´res hinaus!

Doch der Tanzbodenkönig lässt nicht locker und versucht, Lisa seine Vorzüge in einer wilden Tanzszene nahezubringen.

Verletzte Herzen: Der Song im Kontext des Musicals

Der Holländer-Michel hat schon zahlreichen Männern die Herzen abgekauft und verwahrt sie wie Jagdtrophäen in einem Schrank. Als er nicht zu Hause ist, wagen sie sich ins Freie und klagen ihr Leid. Doch in ihre Niedergeschlagenheit mischt sich mehr und mehr trotzige Entschlossenheit:

Sind Hass und Liebe irgendwie mit im Spiel,
Wir mischen mit bei jeder Art von Gefühl.
Angst oder Wehmut, Eifersucht oder Wut.
Wenn´s an der Zeit ist, pumpen wir sie ins Blut.

Wer den Kontakt zu seinem Herzen verliert.
Wird orientierungslos, weil er nichts mehr spürt,
Der macht nur böse Mine bei einem Scherz.
Der kann nicht lachen, denn dazu braucht man Herz.

Wir wollen endlich wieder Herzen sein.
Uns aus der Abgeschnittenheit befrei´n.
Was uns verloren ging, woll´n wir uns wieder hol´n.
Wir rufen herzhaft auf zur Rebellion.

Als sich Holländer-Michel und Peter nähern, ziehen sich die Herzen schnell in den Schrank zurück.

Der Ring: Der Song im Kontext des Musicals

Seitdem auch Peter sein Herz verkauft hat, ist er als skrupelloser Wucherer verschrien. Lisa hat sich längst von ihm abgewendet, doch Peter zwingt sie zur Heirat. Anlässlich der Hochzeit überhäuft er sie mit Schmuck und Edelsteinen. Lisas Ansehen soll auf ihn abstrahlen, damit er seine Geschäfte umso schamloser betreiben kann.

Ein Engel wie sie
Lässt jeden Verdacht
Und Zweifel verrauchen.

Die Kutsche mit sechzehn Rössern,
Darauf kann ich bau´n.
Königlich-vornehm ist diese List.
Und sollte doch irgendjemand
Das Ganze durchschau´n,
Leg ich noch was drauf,
Dass er´s schnell vergisst.

Gebrochener Lichtstrahl
Durch zwanzig Karat.
So soll meine Frau sein,
Dass sie euch überstrahlt.

Bezauberndes Wesen,
Verlockend und frisch.
Je stärker es auffällt,
Desto mehr fällt auf mich,

Hör' auf dein Herz: Der Song im Kontext des Musicals

Durch eine List kann Peter den Holländer-Michel bewegen, ihm sein altes Herz für einen Augenblick wieder einzusetzen. Peter wird bewusst, wie sehr er es vermisst hat:

Hör auf dein Herz,
Hör wie es tickt,
Hör auf dein Herz,
Auch wenn es dich zwickt.

Bin ich blind gewesen,
Kann man so naiv sein?

Meine besten Freunde waren
Skrupellosigkeit und Gier.

Wie konnte ich dich so verletzen?
Ich hab´ geglaubt, ich brauch dich nicht.
Ein Herz lässt sich durch nichts ersetzen,
Weil es uns aus der Seele spricht.

Als Holländer-Michel das begehrte Objekt zurückhaben will, gelingt es Peter mit Unterstützung der anderen gefangenen Herzen zu fliehen.

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